Den Geschichten auf der Spur

Jakob Feickert (r.) beim Dreh mit dem Rheinhessen-Filmteam in der Bojemääschterei. Foto: pa/Ben Pakalski

DREHARBEITEN Bernd Nebeling interviewt im Auftrag der WZ Zeitzeugen für die Rheinhessen-DVD zum Jubiläum der Region

Von Christian Mayer

WORMS. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die Dr. Bernd Nebeling da mit Jakob Feickert und all den anderen Wormsern unternimmt. Seine „Zeitmaschine“: historische Filmaufnahmen, die die Wormser ihm auf den Aufruf in der WZ hin übermittelt haben. Die alte Straßenbahn ist da beispielsweise zu sehen, an die sich natürlich auch der 91- jährige Ur-Fischerwääder Jakob Feickert erinnert. Oder der zugefrorene Rhein, auf dessen Eisschollen man im Winter rutschen konnte. Menschen wie Feickert  haben  den  historischen Filmaufnahmen Leben eingehaucht, haben sie unterfüttert mit persönlichen Anekdoten wie dieser: „Zuerst habe ich mich nicht auf den zugefrorenen Rhein getraut, aber dann wollte ich nicht mehr runter!“

Spontane  Besucher

Über Zitate wie diese ist der Filmemacher Nebeling natürlich heilfroh: Er ist auf der Suche nach genau dieser Realität. Und das, obwohl sein Filmteam mit einigen Widrigkeiten bei den Dreharbeiten am Dienstagmorgen zu kämpfen haben: Am Drehort, der Bojemääschterei in der Fischerwääd, ist es nicht immer so still, wie es sich der Tonmann wünscht. Mal sind es Geräusche von unten, mal spontane Besucher, die das Set im oberen Geschoss besuchen, mal die gegen die Fensterscheiben prasselnden Regentropfen, die immer wieder dazu führen, dass die Dreharbeiten unterbrochen wer- den müssen. Ein bisschen erin- nert das Ganze an Loriots Lotto- gewinner. Mit dem Unterschied, dass sich das Filmteam zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lässt. Nebeling freut sich viel mehr über die „traumhaften Geschichten, die ans Herz gehen“, wie er es formuliert. Zwischen schwarzen Tüchern, die das grell-weiße Licht reflektieren, dem am Boden kauernden Tontechniker und dem jungen Kameramann interviewt Nebeling am Dienstag im Auftrag der WZ gut ein Dutzend Wormser; darunter Edmund Neu, Hildegard Trapp, Horst Lösch, den Schausteller René Bauer und den Wormatia-Experten Christian Bub.

Es  geht unter die Haut, als Jakob Feickert auf die Frage nach den ersten Bombenangriffen auf Worms antwortet, man habe das zunächst durchaus auf die leichte Schulter genommen. 1942 habe Feickert Worms dann verlassen. „Ich bin erst zurückgekommen, als Worms zerstört war.

Das war schon ein komisches Gefühl, durch die zerbombten Straßen zu spazieren.“

Man muss kurz an den preisgekrönten Image-Film der Stadt Worms von Joern Hinkel denken, als Nebeling Feickert fragt: „Leben Sie gerne in Worms?“ Seine Antwort lautet: „Ja! Ich bin hier geboren. Es ist eine alte Stadt, sie hat eine große Geschichte, ist Lutherstadt, da kann man schon stolz drauf sein!“ Und auf die Frage hin, was die schönste Stelle in Worms sei, überlegt Feickert  nur kurz, ehe er sagt: „Das Rheinufer und der Heylshofpark.“ Nach einer kurzen, launigen Anekdote, die Feickert noch erzählt, ist sein Interview-Termin auch schon vorbei, und er räumt seinen Platz für Edmund Neu. Nebeling scheint zufrieden mit dem Ergebnis, und auch der 91- jährige Feickert sagt im WZ-Gespräch: „Es war ein sehr angenehmes Interview, bei dem mir Erinnerungen hochgekommen sind. Ich bin schon ganz gespannt, was dabei rauskommt!“

Rheinhessen DVD`s

Es ist ein sehr ehrgeiziges Unterfangen, die Geschichte Rheinhessens in bewegten Bildern und durch Zeitzeugenberichte erlebbar zu machen

Christian Matz
Verlagsgruppe Rhein Main GmbH & Co. KG