Einzigartiges Zeitdokument
DVD zeigt das Leben im Emsland von 1933 bis 1957
Ein Artikel von Hermann-Josef Mammes
Meppen. Eine außergewöhnliche Filmpremiere hat im Germania Kino in Meppen stattgefunden. Einem auserlesenen Publikum wurde der Film „Emsland - Die Jahre 1933 bis 1957“ präsentiert. Das Video ist von nun an auch in allen Geschäftsstellen der Neuen Osnabrücker Zeitung im Emsland erhältlich.
Dabei wirkte ein Großteil der Zuschauer selbst an dem 77-minütigen Film mit - sei es als Filmenreicher oder als Zeitzeuge. So hatten die Lingener Tagespost, Meppener Tagespost und Ems-Zeitung ihre Leser aufgerufen, historisches Filmmaterial über Ereignisse von 1933 bis 1957 einzureichen. Rund 50 private Filmsequenzen wurden eingeschickt. Die Medienproduktion art & weise sichtete das Material und rief dann Zeitzeugen und Experten auf, durch ihre Wortbeiträge die Filme in den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Gesamtkontext einzubinden.
Ärmliche Lebensverhältniss
Moderator Hermann-Josef Mammes, Regionalredaktionsleiter der drei Emsland-Zeitungen, fasste seine Eindrücke zusammen: „Dank des Films kann ich jetzt wesentlich besser nachvollziehen, unter welchen ärmlichen Lebensverhältnissen die Generation meiner Eltern im Emsland aufwuchs.“ Insofern sei es den Machern des Films gelungen, „ein wichtiges Dokument zur Zeitgeschichte des Emslandes zu realisieren“.
Emslandhaus für SA-Leute
Der Film selbst gliedere sich in mehrere Kapitel auf. Dabei wird auch der Zeit des Naziregimes und der Konzentrationslager viel Platz eingeräumt. Fietje Ausländer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Esterwegen, ordnete die Filmabschnitte ein. So erfährt man nicht nur, dass das erste Konzentrationslager bereits 1933 in Börgermoor eröffnet wurde, sondern dass es in Neusutrum ab 1936 ein Emslandhaus gab. Damit wollte Adolf Hitler seiner Sturmabteilung (SA) das Leben im kargen Moor versüßen.
Ein weiterer Experte kommt beim Thema Schafzucht zu Wort: Journalist und Schafzüchter Tobias Böckermann überrascht mit weiteren Fakten. So gab es im Emsland bis zum Ende des 19. Jahrhunderts 220.000 meist Bentheimer Landschafe. Die Größe war damals vergleichbar mit der Lüneburger Heide.
Beeindruckende Interviews
Zugleich sind es die persönlichen Erinnerungen vieler Zeitzeugen, die die Einzigartigkeit des Films ausmachen. Während der Film Aufmärsche der Nationalsozialisten auf dem Lingener Marktplatz und der Hitlerjugend in Freren zeigt, berichtet der 91 Meppener Franz Hornung, wie er als 14-jähriger zur Freiwilligen Feuerwehr kam und als 17Jähriger zur Wehrmacht eingezogen wurde.
Weitere Kapitel widmen sich der „Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg“. Den Aufschwung großer Arbeitgeber wie Krone in Spelle zeigen die Produzenten ebenso wie auch das Torfwerk in Rühlermoor und die Ölindustrie entlang der niederländischen Grenze. Gerade in den 1950-er und 1960-er Jahren war die Ölindustrie der größte Arbeitgeber im Emsland.
Aufbruchstimmung nach dem Krieg
Für Heimatforscher Albert Vinke „ging es damals richtig los“. Ein großes Thema war die Moorkultivierung - erst mühsam per Hand und dann später maschinell mit dem Ottomeyer Pflug. Aber auch die große Sehnsucht nach Vergnüglichem in den Nachkriegszeiten findet sich wieder - angefangen vom Schützenfest in Aschendorf über die Reitertage 1951 in Börger bis hin zum Sängerfest 1952 in Papenburg.